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(Kommentare: 5)

„Bespielbare Stadt“ in Jena

Wir engagieren uns im Projekt „Bespielbare Stadt“ in Jena. Es geht darum, Schulwege kindgerechter und sicherer zu gestalten. Die spannende Idee: Es wird dabei direkt mit den Kindern zusammengearbeitet. Hier ein kurzer Einblick.

Schüler*innen der Westschule markieren ihren Schulweg.

Worum geht’s?

Entwickelt wurde das Konzept der Bespielbaren Stadt von Bernhard Meyer, Professor für Sozialplanung, Gemeinwesenarbeit und Pädagogik an der Evangelischen Hochschule Darmstadt. In seinem Ansatz geht es darum, den öffentlichen Raum einer Stadt für Kinder zurückzugewinnen. Gemeinsam mit den Kindern werden ihre alltäglichen Wege untersucht. Am Ende steht das Ziel, den Schulweg durch so genannte „Wegbegleiter“ sicherer zu gestalten. Und genau das wird in Jena jetzt in der Umgebung der Westschule umgesetzt.

Warum ist teilAuto dabei?

Im Rahmen unserer jährlichen Weihnachtsaktion wollten wir uns gern im Bereich Verkehrs- und Schulwegsicherheit engagieren und suchten noch nach einem passenden Ansatz. Ein teilAuto-Kollege erinnerte sich an eine Exkursion ins südhessische Griesheim, wo das Konzept der Bespielbaren Stadt bereits realisiert wurde. Im Grunde ist das Projekt also unsere Weihnachtsaktion 2022.

Es hat eine Weile gedauert, bis wir eine interessierte Kommune fanden. In Jena passte es schließlich. Der Bereich um die Westschule – eine Grundschule mit rund 400 Kindern – sollte zeitnah grundhaft saniert werden. teilAuto bot an, die Erstellung des Planungskonzepts durch Professor Meyer zu übernehmen. Die Westschule sagte zu, die Konzepterstellung nach dem Modell der Bespielbaren Stadt mit ihren Schülerinnen und Schülern zu begleiten.

Niklas Wachholtz von teilAuto unterstützt bei der Kartierung der Kreidemarkierungen.

Was wird in Jena gemacht?

Die ersten Schritte sind schon getan. Anfang Juli haben die Kinder ihre Schulwege mit Kreide auf dem Boden markiert. Sie haben Pfeile auf Abbiege-Stellen gesetzt und Kreuze dorthin gemalt, wo sie Straßen queren. Ein Team um Professor Meyer hat die Markierungen in Straßenkarten übertragen. Zusätzlich wurden die Kreidezeichen via Drohne erfasst. Nun wird geschaut: An welchen Stellen kreuzen Kinder die Straße? Wie sicher ist es dort für sie? Wie kann man Anreize für sicherere Wegentscheidungen setzen?

Wie holt man Kinder auf sichere Wege?

Kinder folgen beim Überqueren von Straßen nicht der Logik der Schulwegplanung von Erwachsenen, so die Ansicht von Professor Meyer. Sie gehen da lang, wo es interessant für sie ist. Leider sind nicht selten gefährliche Überquerungspunkte dabei. Grundidee der Bespielbaren Stadt ist es, sicherere Strecken zu finden und sie durch extra im Straßenraum platzierte Objekte interessanter zu machen. Das kann ein Findling sein auf den die Kinder klettern können. Oder Poller, in unterschiedlichen Größen, die zum Drüberhüpfen, Draufsetzen oder Balancieren einladen. Solche Wegbegleiter machen einen langweiligen Weg interessant.

Der "Erfinder" der Bespielbaren Stadt: Professor Bernhard Meyer.

Wie geht es weiter?

Aktuell sind Professor Meyer und sein Team in der Auswertungs- und Konzepterstellungsphase. Das fertige Konzept wird an die Stadtverwaltung übergeben werden, damit sie es in ihre Umbauplanung einfließen lassen kann. Der Ausbau soll 2024 beginnen. Die Schule hat die Wegmarkierungsaktion genutzt, um mit ihren Kindern noch einmal intensiver auf das Thema Verkehrssicherheit einzugehen. Und teilAuto? teilAuto hat das Team von Professor Meyer beim Kartografieren der Streckenmarkierungen unterstützt. Nun sind wir gespannt, wie die Wege rund um die Westschule herum, in ein paar Jahren aussehen werden. Sicher um einiges interessanter.

+++Nachtrag (19.09.23)+++
Die Pfeile sind ausgewertet, das Konzept ist da! Es gibt eine öffentliche Info-Veranstaltung mit Prof. Meyer am 21.09.23 in Jena.

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Kommentare

Kommentar von Benjamin Redling |

Grundsätzlich finde ich die Aktion gut; schlechter werden die Schulwege sicherlich nicht dadurch.
Allerdings ist es traurig, dass nicht einfach auf die Anliegen der Eltern und Kinder gehört werden und erst eine Marketingaktion gestartet wird, bevor überhaupt irgendetwas anläuft.
Seit zwei Jahren ging es hauptsächlich darum, dass bspw. erst einmal eine Bremsbarierre die Irren die dort an der Schule einfach reinpreschen zu einem gesitteten Tempo zu zwingen -- Ansprachen haben ja nicht geholfen; es wurden ja sogar schon mehrere angefahren.
Jetzt kommt dann die laaaangsame, deutsche Lösung.
Die Schulwege werden durch ein paar Hüpflollies vor denen sich ein paar Lokalpolitiker mit Prof. Meyer ablichten lassen auch nicht sicherer (auch in die Einbahnstraße/Talstraße, werden weiterhin Autofahrer den Kindern fast über die Füße fahren, weil sie auf Vorfahrtsregeln und Anstand pfeiffen.)

Kommentar von Dennis |

Vielleicht sollte teilAuto sich auf sein Kerngeschäft - das Vermieten von Autos - konzentrieren. Vor dem Hintergrund, wie Autos in Jena aussehen, mit Mängeln behaftet sind oder drin riechen, erschließt es sich mir nicht, weshalb so teuer und dennoch zumeist nur runtergewirtschaftete Kleinwagen angeboten werden obwohl Mitarbeitende offenbar vor Ort sind. Ich bin jdf kein überzeugter Kunde mit dem System, dass der Anbieter den Service auf den Nutzer auferlegt. Katastrophe. In Jena bekommt man übr bei den Autohäusern gepflegte große Wagen zu einem wesentlich günstigeren Preis, zumindest wenn man das Auto 1 Woche oder mehr mit entsprechenden km nutzt. Die Spontanität hat man da aber wohl nicht.

Kommentar von Jan |

Die Idee ist deshalb so wunderbar, weil die Kinder mit einbezogen werden. Sie erfahren damit Selbstwirksamkeit und bekommen damit Lust an Veränderung und am Problemlösen. Das ist die zentrale Aufgabe von uns alten Menschen, damit wir endlich eine veränderungswillige Gesellschaft werden, die die vorhandenen Probleme anpackt. BNE vom feinsten!

Kommentar von Marcel |

Ja, das wäre wirklich großartig, wenn es Kontaktmöglichkeiten für Interessierte gibt, die ähnliche Ideen haben und diese professionell umsetzen wollen. Liebe Grüße aus Leipzig und viel Erfolg!

Kommentar von Anett |

Das ist eine tolle Idee! Könnt ihr vielleicht in Markkleeberg mal anfragen, ob das hier auch möglich wäre? Vielleicht hat Professor Meyer nach Jena noch Zeit für unsere Kleinstadt! 🙂

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