Fuhrparkchef: Ohne Check läuft nichts
Weil Stellenausschreibungen wie diese oft ein wenig abstrakt klingen, haben wir das Erfurter Servicemobil begleitet und einen Teil seiner Arbeit in dieser Bildstrecke dokumentiert:
Punkt 7 Uhr klingelt der Kollege zum Start. Der Zeitpunkt war schon ein Kompromiss. Mario ist Frühaufsteher, im Sommer fängt er häufig noch eher an: „Ich habe sonst keine Chance, an die Autos zu kommen.“
Hier spricht seine dreizehnjährige Erfahrung als teilAuto-Servicetechniker. Damit nicht reihenweise Gemeinschaftsautos für den Check reserviert werden müssen, steuert das Servicemobil die Stationen ohne vorherige Buchung an. Nur in wenigen Fällen werden die Fahrzeuge auch mal geblockt, beispielsweise zur Schadenüberprüfung oder zwischen langen Buchungen.
Erstes Ziel ist das teilAuto-Lager. Zusammen mit René, der das Weimarer Servicemobil steuert, wird ein Schwung Ölkanister ausgeladen und im Regal verstaut. Im Gegenzug werden AdBlue und Scheibenwaschflüssigkeit eingeladen.
Zusammen betreuen beide zur Zeit mehr als 200 Fahrzeuge in den drei größeren Städten Thüringens. Jedes teilAuto-Fahrzeug wird im Durchschnitt zwei bis drei Mal im Monat gecheckt. Gute Organisation und Planung sind das A und O.
Los gehts Richtung Station Schlüterstraße in Erfurt. Der Corsa auf dem Parkplatz der Fachhochschule muss dringend geprüft werden.
Sofort fällt die fehlende Beklebung an der Beifahrertür auf. „Der war gerade beim Lackierer“, meint Mario. Beim nächsten Mal wird er das Branding erneuern. Auf dem frischen Lack wäre das keine gute Idee.
Hinter der Tür offenbart sich ein größerer Reinigungsbedarf. Die Fußmatte ist nicht nur verkrümelt, sondern scheinbar mit Hundehaaren durchsetzt. Na klasse.
Im linken Einstieg an der Rücksitzbank prang(k)t der Beweis in Form eines Pfotenabdrucks. Das ist keine normale Verschmutzung und leider kein Einzelfall. Ärgerlich, denn laut AGB ist die Mitnahme von Tieren nicht erlaubt, außer in einer verschlossenen Transportbox im Kofferraum.
Die Beseitigung der Tierhaare ist mühselig und nicht immer rückstandsfrei möglich. Der Boden muss dabei mehr geschrubbt als gesaugt werden.
Hier rückt der Staubsauger Schokoflecken und Kekskrümeln zu Leibe. Anschließend müssen die Speisereste mit einem feuchten Tuch ausgerieben werden. Das ist nicht nur zeitraubend, sondern löst ein Kopfschütteln aus. Würden die Verursacher mit ihrem eigenen Auto oder einem Mietwagen auch so umgehen?
Als Nächstes wird die Scheibenwaschanlage aufgefüllt – hier noch mit Sommerzusatz. Ab Oktober wird auf ein Frostschutzkonzentrat gewechselt.
Entsprechend voll ist der Innenraum der Servicefahrzeugs. Für das Notstromaggregat mit Benzinantrieb gibt es leider noch keinen adäquaten Ersatz – trotz erster Tests mit mobilen Akkupacks in anderen teilAuto-Städten. Das liegt nicht nur an der benötigten Leistung, sondern auch an den fehlenden Lademöglichkeiten batteriebetriebener Lösungen im Fahrzeug.
Schließlich muss mit dem Notstromer nicht nur der Staubsauger betrieben werden, sondern auch ein kleiner Kompressor – vorrangig um wie hier Luft aufzufüllen.
Noch ein Blick in den Innenraum: Der vorhandene Platz wird optimal ausgenutzt. Neben der Betriebstechnik wird auch Raum für kleineres Equipment benötigt: zum Beispiel für verschiedenes Werkzeug oder einen Wagenheber zum Radwechsel.
Eine zentrale Aufgabe des Servicemobils ist es, gemeldete Schäden zu dokumentieren und zu bewerten. Mit dem Magnetlineal wird der Schaden ausgemessen und dann fotografiert. Wichtig ist ein gutes Auge, damit die Kolleg*innen bei der Verursacherrecherche auch erkennen können, was vor Ort als Schaden sichtbar ist.
Dann muss entschieden werden, ob eine zeitnahe Reparatur sinnvoll ist oder ob der Schaden dauerhaft in die digitale Schadenliste aufgenommen wird. So wie bei diesem Kratzer mit kleiner Delle.
Schlussendlich darf der Innenraum nicht vergessen werden: Armaturenbrett, Plastikverkleidung, Bedienelemente …
… fast nichts ist vor Pumpsprühflasche und Lappen sicher. Nicht immer, aber bei Bedarf werden auch die Spiegel und Scheiben von innen mit Glasreiniger behandelt.
Ein Blick ins Bordbuch zeigt: Es ist noch alles drin. „Manchmal wird die Zulassung einfach rausgenommen und ins Handschuhfach gelegt“, berichtet Mario. „Teilweise suche ich das halbe Auto danach ab.“
Nachdem der Kilometerstand erfasst und das Fahrzeug korrekt verschlossen wurde, geht es weiter. Ziel ist ebenfalls die Fachhochschule – diesmal die teilAuto-Station am Hauptgebäude. „Hoffentlich ist der noch da“, meint Mario.
Leider nein, ein leerer Parkplatz zeigt an, dass das Auto unterwegs ist. Pech gehabt.
Macht nichts, die nächsten Fahrzeuge warten schon an der Station Rosengasse.
Zum Schluss erzählt Mario noch eine kleine Anekdote. Vor Jahren habe er am Ende eines Fahrzeugchecks die Fußmatten ausgeschüttelt und dann das Auto verschlossen. Es wartete bereits der nächste Kunde mit dem freundlich gemeinten Hinweis: „Das brauchst Du nicht machen, das machen die.“ Mario entgegnete nur trocken: „Ich bin die.“
Nur kommen „die“ eben nicht nach jeder Carsharing-Fahrt: Eigene Verschmutzungen beseitigen, damit sich die Nächsten im Auto wohlfühlen – das kann sich jede*r selbst zumuten.
Kommentare
Kommentar von Gert |
Zur Sauberkeit: Da gibt es eigentlich die Pfadfinderregel "Hinterlasse das Auto mindestens so sauber, wie du es vorgefunden hast" (bei den Pfadfindern war ursprünglich der Wald gemeint). Natürlich geht das nicht nach jeder Fahrt im gleichem Maß, insbesondere bei sehr kurzen Fahrten. Dafür hat man bei längeren Fahrten i.d.R. vor dem Abstellen auch mehr Zeit z.B. an der Tanke mal zu waschen oder zu saugen.
Eine Anmerkung noch zu Boden und Sitzen: einige der verbauten Stoffe z.B. die Velorssitze im ID.3 sind wirklich nicht besonders reinigungsfreundlich, so motiviert man auch ist 😐
Kommentar von ML |
Danke Mario und René für euren Einsatz! Die meisten privat PKW werden nicht 2-3 im Monat gecheckt. Ich merke besonders am (fehlenden) Wischwasser den unterschied zwischen gut (TeiAuto) und schlecht gepflegten Mietwagen/Carsharing.
Kommentar von Kristin |
Dem Wunsch nach (zeitnahen) Rückmeldung zu allen Meldungen (Verschmutzung und Schaden) kann ich mich nur anschliessen. Vlt auch noch mal als Hinweis, dass auch Elektroautos eine Tankkarte haben, mit der man die Autos an der Tankstelle waschen lassen kann ;-) das macht gefühlt kaum einer, vermutlich weil man damit ja sonst nicht an die Tanke muss.... Die hier in der Edlichstraße stehen auch noch überdacht - was ja eigentlich gut ist - aber dadurch werden sie auch nicht mal durch Regen sauber gespült. Die sind oft recht dreckig außen.
Kommentar von Ein anderer Kunde |
Die Verschmutzungen sind tatsächlich ein echtes Ärgernis geworden und Meldungen in der App scheinen nichts zu bringen. Das frustriert. Hier wünschen wir uns, dass Teilauto besser kommuniziert was weiter passiert ist, so dass das Vertrauen wieder aufgebaut werden kann. Wir wollen ja keine Namen wissen, aber eine Rückmeldung ob und dass die Meldung angemessen war und der Verursacher über sein Fehlverhalten informiert wurde, wäre schön schick.
Kommentar von Thomas |
Kann Besucher36 da nur zustimmen. Hundehaare sind fast schon Standard; Kaffeeflecken, Motorhaube voll mit Taubenschiss, fleckige Sitze, staubiger Innenraum wie nach Paris-Dakar - und das kenne ich schon als eher Wenig-Nutzer.
Wäre vielleicht ne Idee da eine Art Bonussystem für Vermschutzungsmeldugen einzuführen. Momentan melde ich das ja irgendwie ins Nirvana - kein Plan was da passiert. Halbe Stunde kostenlos pro Monat für gute Sauberkeitshistorie oder x Verschmutzungsmeldungen; das würde vl. ein paar Nasen mehr motivieren auf den Zustand zu achten.
Kommentar von Besucher36 |
„Das brauchst Du nicht machen, das machen die.“ ist leider zu einer allgemeinen Grundeinstellung in der gesamten Gesellschaft geworden. Warum liegen wohl überall Müll, Zigaretten, Leihroller usw? Weil viele keine Verantwortung mehr übernehmen und der Meinung sind, es wird sich schon ein dummer dafür finden.
Kommentar von Stefan |
Wie schön, daß es diesen Service gibt. Allerdings gibt es in jedem Auto auch einen Handfeger für den gröbsten Schmutz und zumindest den eigenen Müll mitnehmen sollte selbstverständlich sein. Leider findet man viel zu oft benutzte Taschentücher, Bonbonpapier und leere Becher in der Mittelkonsole.
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