Jahresrückblick 2022
Frühjahr
Erinnern Sie sich noch? Zum Jahresbeginn stand eigentlich alles auf Neuanfang. Die schwierigste Phase der Corona-Pandemie schien überwunden zu sein. Viele freuten sich darauf, wieder mehr unterwegs sein zu können, Menschen zu treffen, Veranstaltungen zu besuchen. Dann kam im Februar mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine die große Ernüchterung. Aber auch eine gigantische Welle der Hilfsbereitschaft. Wir können gar nicht mehr sagen, wie viele unserer Autos als Hilfstransporter in Richtung Ukraine unterwegs waren, aber es waren einige. Viele in privater Initiative, das hat uns schon sehr beeindruckt. Wo es ging, haben wir versucht, zu unterstützen.
Kurz darauf trat im Mai unsere erste Preiserhöhung seit 15 Jahren in Kraft. Lange haben wir es geschafft, steigende Kosten für Kraftstoffe, Fahrzeugbeschaffung und die generelle Bereitstellung unseres Angebots durch Wachstum und Prozessoptimierung abzufangen. Aber in diesem Jahr war die Grenze leider erreicht und wir konnten eine – zumindest aus unserer Sicht – moderate Preisanpassung nicht mehr umgehen. Danke, dass viele von Ihnen diese Nachricht mit so viel Verständnis aufgenommen haben.
Sommer
Der Sommer kam und mit ihm eröffneten ganz offiziell zwei neue teilAuto-Standorte: Borna und Plauen. Auch wenn wir immer vorsichtig sind, was kleinere Städte und Carsharing betrifft, denn dort ist der Betrieb nur mit sehr viel Engagement am laufen zu halten, haben wir uns über diese beiden Orte sehr gefreut. Neuanfänge sind ja auch immer etwas Schönes.
Während das Jahr auf seine heißesten Tage zusteuerte, stand unser Fuhrpark-Team schon seit einigen Monaten vor extrem großen Herausforderungen. Mit dem Krieg in der Ukraine wurde die eh schon durch Corona beeinträchtigte Lage am Fahrzeugmarkt immer schwieriger. Es waren zwar Autos bestellt, aber ob und wann sie kommen würden, blieb absolut unklar. Dabei zeichnete sich schon ab, dass die Auslastung in den Sommermonaten wieder deutlich in die Höhe gehen würde. Um die Nachfrage bedienen zu können, wurde alles eingekauft, was zu bekommen war. Dabei musste unsere Prämisse der Gleichwertigkeit, was Autofarben, Marken und Ausstattungen betrifft, über Bord geworfen werden. „Ein Kia in Kaktus-Grün-Metallic? Klar, nehmen wir. Was, Sie haben noch Fiats/ Hyundai/ irgendwelche anderen Autos in Ihren Autohaus-Hinterhof stehen? Nehmen wir auch.“
Unsere Flotte ist auf jeden Fall bunter geworden in diesem Jahr. Darüber haben sich einige auch sehr gefreut. Für das Fuhrpark-Team bleibt die Lage allerdings weiter angespannt. Es kann nicht vernünftig planen, weil niemand mehr genau weiß, wann was lieferbar ist. Und: Wenn es früher über die Menge der bestellten Autos besondere Konditionen heraushandeln konnte, gibt es hier kaum noch Spielraum. Die Preise steigen tendenziell immer weiter an. Willkommen in 2022+.
Herbst
Eigentlich fiel auch die Änderung unserer AGB in den Sommer hinein, aber sie hat uns bis in den Herbst beschäftigt. Grund war, dass sich das rechtliche Prozedere geändert hatte. Früher konnte man neuen AGB stillschweigend zustimmen oder aktiv widersprechen. Nach aktueller gesetzlicher Regelung muss man sie jetzt aktiv bestätigen. Wir durften also 60.000 Kundinnen und Kunden dazu bewegen, ein Häkchen im Netz zu machen – für eine AGB-Änderung, die nicht einmal von uns selbst, sondern von außen angeschoben wurde.
Dabei hatten wir den Fokus bereits auf eine andere Änderung gesetzt: Den Wechsel unseres Buchungssystems. Unser Antrieb dafür war, zukunftsfähig zu bleiben und unseren Nutzerinnen und Nutzern endlich die Features anbieten zu können, die sie sich seit Jahren völlig nachvollziehbar gewünscht hatten (z. B. Filter für Elektro-Autos). Wir hatten geahnt, dass der Wechsel anstrengend werden würde. Aber dass er so anstrengend wird, wie er jetzt ist, hatten wir nicht gedacht. Vielleicht waren wir naiv. Trotz ausgiebiger Vorbereitung kann man nicht davon ausgehen, dass ein Umzug solch großer Informationsmengen reibungslos verläuft. Jeder Ausnahmefall, jede Sonder- und Kulanzregelung, die wir irgendwann einmal gewährt haben, rächt sich nun. Dazu kommt, dass alle das neue System erst kennenlernen müssen. Wir im Backend und Sie im Frontend. Auch das kostet Zeit und Nerven. Danke auch an dieser Stelle, dass viele von Ihnen uns da so viel Verständnis entgegengebracht haben.
Winter
Ein Großteil der teilAuto-Gemeinschaft ist im neuen System angekommen. Aber es gibt immer noch genügend Fälle, in denen wir nachbessern müssen. Wir bitten um Entschuldigung für die langen Reaktionszeiten auf E-Mails, die wir gerade haben. Die Kundenbetreuung gibt wirklich ihr Bestes, um alles abzuarbeiten. Aber das Postfach ist eben deutlich voller als vor dem Umzug. Wichtig für Sie zu wissen ist: Ihre Mail geht nicht unter. Der Stapel wird nur Stück für Stück abgearbeitet.
Anderes Thema: Seit Dezember hat nun auch Weimar sein erstes Elektro-Carsharing-Fahrzeug bekommen. Insgesamt haben wir in diesem Jahr trotz herausfordernder Lage bei E-Fahrzeugbestellung und Ladeinfrastruktur im Bereich E-Mobilität ordentlich aufgestockt. Darauf sind wir auch ein bisschen stolz. Denn die Eröffnung einer E-Station ist immer noch dreimal aufwändiger als die einer konventionellen Station – irgendwann müssen wir mal genauer darüber berichten.
Unser Fazit
2022 war ein Jahr, das viel von uns abverlangt hat. Im gleichen Zuge haben wir auch einiges von Ihnen abverlangen müssen – Preiserhöhung, AGB-Zustimmung, Buchungssystemwechsel. Wir möchten alle, die dadurch Aufwand und Umstände hatten (bzw. haben) noch einmal um Entschuldigung bitten. 2022 wird als aufreibendes und anstrengendes Jahr in die teilAuto-Historie eingehen. Ein Jahr voller Paradigmenwechsel. Wir geben zu, das hat uns ganz schön geschlaucht. Bei der Stange hält uns, dass wir auch in diesem Jahr wieder gemerkt haben, was für eine tolle Gemeinschaft von Nutzerinnen und Nutzern wir haben. Es lief einiges nicht so, wie wir es wollten. Manche von Ihnen haben zurecht Ihren Unmut darüber geäußert. Aber tatsächlich gab es auch viel Verständnis, Freundlichkeit und Zuspruch von Ihrer Seite. Dafür sind wir sehr dankbar. Für 2023 wünschen wir uns, dass alles wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt. Wir wissen nicht, ob es klappt, denn seit Pandemiebeginn wird die Welt auch fürs Carsharing immer komplizierter. Trotzdem geben wir die Hoffnung nicht auf und wünschen wir Ihnen ganz traditionell:
Schöne Feiertage und immer festen Grip im neuen Jahr!
Ihr teilAuto-Team