Mit dem E-Auto nach Österreich
von Bernard LandwehrIch wollte für ein verlängertes Wochenende nach Österreich. Da es für die Strecke von Dresden meinem Ziel keine gute Verbindung mit Bahn, Bus oder Mitfahrgelegenheit gab, entschied ich mich, die knapp 500 km mit teilAuto zu fahren. Von Freitag bis Montag hatte ich ein Auto gebucht. Da mich Elektroautos besonders interessieren, wollte ich die Fahrt daher mit einem Renault Zoe bestreiten.
Kurz vor dem Ziel ging es noch einmal bergauf, und so sank die Reichweite doch noch unter die verbleibende Strecke. Allerdings wusste ich aus dem Routenplaner, dass es auch noch einmal bergab geht. Der Tempomat blieb an und so gewann der Zoe bergab einiges an Energie wieder zurück, sodass ich am Ende doch mit komfortabler Restreichweite am Ziel ankam. Bremsen musste ich so gut wie nie, wenn man rechtzeitig vom „Gas“ geht, reicht die Rekuperation völlig aus. Gerade beim Bergabfahren ist das nützlich, vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Energie in einem Verbrenner-Fahrzeug sonst in Form von Wärme und Bremsstaub verloren ginge.Im Zielort waren zwar zwei öffentliche Ladesäulen vorhanden, allerdings steckte ich das Auto einfach an der Schuko-Steckdose (2,3 kW) in der Garage meiner Gastgeber an. Da ich das Auto die nächsten zwei Tage nicht brauchen würde, reichte das völlig aus, um bei der Rückreise ein vollgeladenes Auto zu haben.
***Fotos: Bernard Landwehr
Planung auf 250 km Reichweite
Eine Fahrt durch unbekanntes Gelände bedarf immer einer ausreichend guten Planung, also informierte ich mich über das Auto, die Ladestecker und die Ladeleistung sowie über die Lademöglichkeiten entlang der Route.Die Zoe hat eine Kapazität von 40 kWh, einen Typ II Ladeport und eine maximale Ladeleistung von 22 kW. Damit sind die Eckdaten für das Fahrzeug schon einmal bekannt. Bei entsprechender Fahrweise sollte ein Verbrauch von 16 kWh/100 km möglich sein. Nun ein bisschen Rechnen: 40 kWh/16 kWh * 100 km ergeben in etwa 250 km Reichweite bei realer Fahrweise. Damit stand auch die Reichweite fest, nach der die Routenplanung erfolgte.Mit dem Routenplaner von goingelectric
Elektroauto-Fahrer sind Community-Menschen, das heißt viele sind in einschlägigen Foren aktiv und helfen sich gegenseitig. So nahm ich mir den Routenplaner von goingelectric zu Hilfe, welcher alle bekannten Ladesäulen, deren Ladeleistung, etwaige Buchungssysteme, eventuell benötigten Ladekarten und Verfügbarkeiten enthält. Auch das entsprechende Fahrzeug kann man für die Routenplanung vorauswählen.Also gab ich meine Start- und Zieladresse in den Routenplaner ein, setzte die Filter für kostenlose, kartenlose, 24/7-verfügbare und in der Funktion von Usern bestätigten Ladesäulen mit einer Mindestladeleistung von 22 kW ein und ließ mir meine Route berechnen. Diese enthielt zwei Ladestopps, einen in Prag und einen in Linz.
Ladestopps in Prag und Linz
Am Freitag ging es dann also los. Auto war aufgeladen, das Abstecken von der Ladesäule funktionierte ohne Probleme. Dann allerdings: Das Navi verfügt zwar über Karten für Österreich, nicht jedoch für unseren nächsten Nachbarn, Tschechien. Kein Problem, gibt ja noch das Smartphone. Navi an und los.Das lautlose Fahren und die Beschleunigung des E-Motors brennen einem das Grinsen ins Gesicht. Doch nun auf die Autobahn und im entspannten Langstreckenmodus. Bis Prag ist zwar die Reichweite kein Problem, dennoch wollte ich nicht mehr Energie als nötig verwenden, da ich anschließend diese ja wieder aufladen müsste.Reisegeschwindigkeit mit Tempomat auf 100 km/h
Als Reisegeschwindigkeit stellte ich den Tempomat auf 100 km/h, genug, um nicht von den LKWs überholt zu werden und dennoch sparsam zu fahren. Vor Fahrtbeginn hatte ich den Tageszähler zurückgesetzt, sodass ich wirklich meinen eigenen Verbrauch (der berechnet auch die Reichweite der Batterieanzeige) ablesen konnte.Kurz vor der Grenze dann Stau. Auf dem Parkplatz vor dem Vignetten-Verkauf. In Tschechien fällt Maut an, also anstehen und warten. Nach dem Kleben ging es dann wieder auf die Autobahn. In Prag angekommen fand ich auch prompt die Schnellladesäule, diese befindet sich direkt vor dem Firmensitz von innogy. Über die App eCharge konnte ich bereits im Vorfeld prüfen, ob die Säule online und mein angestrebter Ladepunkt verfügbar ist. Anstecken, Stecker wählen, Start drücken, laden. Das Auto zeigte im Display die verbleibende Restladezeit an: knapp eineinhalb Stunden.Okay, fairerweise muss man hier sagen, dass der Zoe ein Pendler- und Stadtauto ist, da die Ladeleistung im Vergleich doch recht klein ist. (Andere Fahrzeuge bieten in der Regel Ladeleistungen von 50 kW an einer Gleichstrom-Ladesäule (DC), Tesla sogar aktuell 120 kW). Also erstmal ein wenig die Umgebung erkunden und ein heißes Getränk suchen. Zurück am Auto kurz auf den Knopf für die Klimaanlage gedrückt und schon heizte das Auto für die anschließende Weiterfahrt vor. Noch mal kurz einen Snack für den nächsten Stopp besorgt, abgesteckt und weiter ging es.Die Königsetappe: 241 km
Es folgte die Königsetappe. 241 km von Prag nach Linz. Die Straßen waren frei, also ging es gemütlich durch Tschechien. Ab und an ein Blick auf die verbleibende Reichweite und gegebenenfalls Korrekturen an der Fahrweise. Sank die Reichweite unter die noch vor mir liegende Strecke, so fuhr ich langsamer, lag sie darüber gegebenenfalls schneller. An der Grenze zu Österreich noch einmal ein kurzer Stopp, Vignette kaufen. Diesmal ohne Wartezeit. Weiter ging’s. In Linz kam ich dann mit 36 km Restreichweite (11 %) an. Ladestation auch hier auf Anhieb gefunden. Um die restlichen 110 km an mein Ziel zu schaffen, brauchte ich also etwa 16 kWh. Kurz rechnen: 16 kWh durch 22 kW Ladeleistung sind etwa 45 min. Das sollte reichen, um an mein Ziel zu kommen. Und so ging es dann nach einer weiteren kurzen Pause weiter.
Kurz vor dem Ziel ging es noch einmal bergauf, und so sank die Reichweite doch noch unter die verbleibende Strecke. Allerdings wusste ich aus dem Routenplaner, dass es auch noch einmal bergab geht. Der Tempomat blieb an und so gewann der Zoe bergab einiges an Energie wieder zurück, sodass ich am Ende doch mit komfortabler Restreichweite am Ziel ankam. Bremsen musste ich so gut wie nie, wenn man rechtzeitig vom „Gas“ geht, reicht die Rekuperation völlig aus. Gerade beim Bergabfahren ist das nützlich, vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Energie in einem Verbrenner-Fahrzeug sonst in Form von Wärme und Bremsstaub verloren ginge.Im Zielort waren zwar zwei öffentliche Ladesäulen vorhanden, allerdings steckte ich das Auto einfach an der Schuko-Steckdose (2,3 kW) in der Garage meiner Gastgeber an. Da ich das Auto die nächsten zwei Tage nicht brauchen würde, reichte das völlig aus, um bei der Rückreise ein vollgeladenes Auto zu haben.Unverhofft kommt oft
Am Montag ging es dann über die gleiche Strecke wieder zurück. Dachte ich jedenfalls. Auf der Strecke zwischen Linz und Prag war ein Unfall passiert, sodass mich das Navi über eine Alternativroute führte. Diese war zwar länger, jedoch ging es über die gesamte Strecke betrachtet stetig bergab, was zu einem spürbar niedrigeren Verbrauch führte. So kam ich dennoch mit gut ausreichender Restreichweite in Prag an. Noch einmal 45 min Laden und dann gen Heimat.Fazit: Der Zoe-Verbrauch im Vergleich mit Diesel & Co
Zurück an der Station wurde das Auto noch angesteckt und gewartet, bis das Laden begann. Im Schnitt hatte ich 14,6 kWh pro 100 km über knapp 1.000 km verbraucht, das entspricht einem Diesel-Energie-Äquivalent von 1,5 l je 100 km und einem rechnerischen CO2-Äuqivalent von 69,4 g CO2/ km bei 476 g CO2/ kWh nach Strommix des Energieversorgers vor Ort (DREWAG). Da allerdings alle genutzten Ladepunkte mit 100 % Ökostrom betrieben werden, ist die CO2-Bilanz 0 g CO2/ km 😊.Im Schnitt hatte ich 14,6 kWh pro 100 km (...) verbraucht, das entspricht einem Diesel-Energie-Äquivalent von 1,5 l je 100 km.Im Rückblick war die ganze Fahrt weit weniger abenteuerlich und aufregend, als ich mir das vorher vorgestellt hatte. E-Mobilität funktioniert, und mit entsprechenden bereits auf dem Markt erhältlichen Fahrzeugen auch noch einmal deutlich komfortabler und schneller. Der Zoe ist dennoch absolut alltagstauglich für die Stadt und für Pendler – mit sicheren 200 km Reichweite.
***Fotos: Bernard Landwehr
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