Neuigkeiten

Hier halten wir Sie auf dem Laufenden

(Kommentare: 0)

Radeln statt Rödeln

Was tut man, wenn man als Carsharing-Mitarbeiter mal keine Lust mehr auf Autos hat? Man fährt Fahrrad. Manuel Emmelmann hat das teilAuto-Büro für ein Jahr gegen einen Brooks-Sattel eingetauscht und ist losgeradelt. Von Leipzig nach Lissabon. Und einmal quer durch Amerika. Wir fragen: Wie war's?
Manuel Emmelmann nahm sich ein Jahr Auszeit von seinem Job bei teilAuto, um durch die Welt zu radeln. Jetzt ist er wieder zurück im Stadtbüro Leipzig. Wir haben gefragt, wie es ihm so ergangen ist.

Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Jahr Auszeit zu nehmen, um Fahrrad zu fahren?

Ich wohne seit 14 Jahren in Leipzig und wollte einmal an einem anderen Ort leben. Aus verschiedenen Orten habe ich mich einfach für Lissabon entschieden. Als das Ziel feststand, war die Frage, wie ich dorthin komme. Im Flieger sitzen ist langweilig, Zug fahren okay. Mehrere tausend Kilometer mit einem Auto fahren zu müssen, schien mir auch keine einladende Idee. Und da ich eher Lauffaul bin, war einfach das Fahrrad die beste Option. Dass ich dann noch mal eine Fahrradtour in den USA dran gehängt habe, ist einfach der Tatsache geschuldet, dass mir die erste so gut gefallen hat.

Die Strecke von Leipzig nach Lissabon war deine erste längere Tour, auf welche Schwierigkeiten bist du gestoßen? Womit hattest du nicht gerechnet?

Ich bin davor nur ein einziges Mal eine Tour gefahren, die länger dauerte als einen Tag. Von daher war alles völliges Neuland. Ich bin niemand, der sich vorher ausführlich mit der Materie beschäftigt, um dann ganz genau zu wissen, was auf mich zukommt. Ich konnte mir zumindest keine Schwierigkeiten vorstellen. Und so war es dann auch. Wenn man seinen Alltag auf wenige Tätigkeiten beschränkt, vermindern sich die Schwierigkeiten ebenso und haben oft nur mit den unmittelbarsten Dingen zu tun. Es ist der Ärger über einen Platten, die Frage nach der nächsten Möglichkeit Wasser zu bekommen oder der bange Blick in den wolkenverhangenen Himmel. Auf meiner Fahrt nach Lissabon gab es eigentlich nur ein wirklich entscheidendes Problem. Vor den Pyrenäen hatte ich Respekt. Mir war der zweite Tag meiner Reise noch gut im Gedächtnis, als ich einen Hügel in Thüringen am Abend nur mit letzter Kraft hinauf kam. Die Lösung war dann aber ganz trivial und hört sich ein wenig altklug an: Pause machen, in kleinen Schritten denken und zur Not einfach wieder runter rollen und es an einer anderer Stelle versuchen. Die großen Berge sind sowieso nicht das Anstrengendste. Das sind eher viele kleine und steile Hügel hintereinander. Vom Gegenwind gar nicht zu reden.

Wie sah so ein typischer Radfahrtag bei dir aus?

Das war sehr stark abhängig vom Wetter, der Jahreszeit und dem Ort, an dem ich mich gerade befand. Wenn die Sonne schien, war ich relativ früh aus dem Zelt raus. Bei Regen habe ich manchmal gewartet, ob es vielleicht doch noch aufhören würde. Obwohl ich nicht viel an Gepäck mit hatte, hat das Zusammenpacken meist eine Stunde gedauert. Das Fahren selbst war für mich wie ein langer Kinofilm - ich sitze im Sattel und schaue in die Landschaft, den lieben langen Tag lang. Zwischendurch kommen die regelmäßig wiederkehrenden Tätigkeiten wie Pause machen, einkaufen gehen oder Wasser besorgen. Wenn ich nicht mehr konnte oder der Meinung war, für diesen Tag weit genug gefahren zu sein, habe ich nach einem Schlafplatz gesucht und mein Zelt aufgeschlagen. Gab es einen Bach oder See in der Nähe bin ich meistens noch einmal kurz reingesprungen. Danach habe ich den Kocher angeschmissen. Außer ein bisschen Routenplanung, Sodoku spielen und ein wenig Tagebuchschreiben passierte dann abends nicht mehr viel.

Nach einer Weile in Lissabon hast du dich dazu entschlossen, noch einmal quer durch Nordamerika zu radeln. Wo bist du gestartet, wie lang war die Strecke insgesamt und wie viel Zeit hast du dafür gebraucht?

Um ehrlich zu sein, gab es den Entschluss so gar nicht. Am Anfang wollte ich nur Vancouver und New York sehen. Mir erschien es aber logisch, von der einen Seite zur anderen mit dem Fahrrad zu fahren. Allerdings habe ich es vorher nicht für möglich gehalten, dass ich es in der Kürze der Zeit schaffen würde. Deshalb habe ich erstmal nur bis Chicago geplant. Von dort sollte die Reise mit dem Zug weiter gehen. Letztlich habe ich es doch bis New York geschafft. Mein Rad konnte ich direkt in Vancouver, BC, am Flughafen auspacken, wieder zusammenschrauben und losfahren. Bevor ich allerdings in die „richtige“ Richtung geradelt bin, habe ich noch einen kleinen Abstecher nach Vancouver Island und Portland gemacht. Von dort ging es über Chicago nach New York City. Am 16. Mai bin ich losgefahren und stand nach 7000 km am 19. Juli in Manhattan. Viermal habe ich abgekürzt: dreimal mit einer Fähre und einmal mit dem Auto. Ein Bauarbeiter war so nett und hat mich durch eine drei km lange Straßenbaustelle gebracht. Das Fahrrad huckepack auf der Ladefläche seines Pickup-Trucks.

Wie geht es jetzt weiter? Kannst du dein Fahrrad noch sehen?

Jetzt sitze ich wieder an meinem Schreibtisch. Manchmal ein bisschen wehmütig. Genügend Ideen für weitere Touren habe ich auf jeden Fall und bis ich nicht mehr Fahrradfahren kann, werden noch einige Jahrzehnte vergehen ...

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Mit Sternchen* gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder und müssen zum Absenden ausgefüllt werden.

Was ist die Summe aus 1 und 4?

Bitte beachten: Die Eingabe ist auf 400 Zeichen begrenzt, Kommentarketten werden gelöscht.

0 / 400 Zeichen